EKR - Rassismus und Jugend: Bestandsaufnahme und Handlungsfelder

Bern, 26.06.2023 - An einer Fachtagung der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) sind am 26. Juni 2023 mehr als 270 Menschen in Bern zusammengekommen, um über das Thema «Rassismus und Jugend» zu sprechen. Gestützt auf verschiedene Studien und Beobachtungen aus der Praxis warfen die Referentinnen und Referenten der Tagung einen kritischen Blick auf Rassismus im schulischen Umfeld, in Sport und Freizeit sowie im digitalen Raum. Bundespräsident Alain Berset unterstrich in seiner Eröffnungsrede die Wichtigkeit des Anlasses.

Das Programm der Fachtagung widmete sich drei Bereichen, die den Alltag der unter 18-Jährigen wesentlich prägen: Schule und Ausbildung, Freizeit und Sport sowie digitaler Raum. Expertinnen und Experten, Praktikerinnen und Praktiker sowie Personen aus der Zivilgesellschaft diskutierten über folgende Fragen: Wie nehmen junge Menschen Rassismus wahr, welche Erfahrungen machen sie? Wo liegt die Verantwortung der Institutionen bei der Prävention und Bekämpfung von Rassismus in diesen drei Lebensbereichen?

Einleitend erinnerte die Präsidentin der EKR, Martine Brunschwig Graf, an das Ziel dieser Fachtagung: «Kinder und Jugendliche werden von Rassismus nicht verschont, sei es in der Schule, in der Freizeit, während sportlichen Aktivitäten oder in den Sozialen Medien. Wir erwarten von dieser Fachtagung, dass sie Handlungsansätze für die Zukunft hervorbringt. Wir schulden dies der Jugend von heute und der Jugend von morgen».

In seiner Eröffnungsrede betonte der Bundespräsident Alain Berset, dass sich die Institutionen und Organisationen, die sich alltäglich mit Kindern oder Jugendlichen beschäftigen, kritisch mit ihren Strukturen auseinandersetzen müssen. Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, sich in einem diskriminierungsfreien Umfeld zu entwickeln.

Elke-Nicole Kappus von der PH Luzern hob in ihrem Beitrag hervor, dass es an der Zeit sei, eine informierte «Allgemeinbildung» aufzubauen, um rassistische Diskriminierung an Schulen und in der Ausbildung zu erkennen und aktiv dagegen vorzugehen. Dafür brauche es eine Verankerung des Themas Rassismus in den Lehrplänen. Laut ihr sind Schule und Ausbildung die geeigneten Orte, um eine gemeinsame Sprache zu entwickeln und die nötigen Tools zu vermitteln, um gegen Rassismus anzukämpfen.

Jérôme Berthoud vom Observatorium für Breitensport bestätigte die Realität von Rassismus im Schweizer Sport und fordert ein besseres Verständnis für dieses Phänomen. Er betonte zudem die Notwendigkeit eines kulturellen Wandels im Sport, um Rassismus zu verhindern und zu bekämpfen.

Stéphane Koch, Spezialist für digitale Fragen, unterstrich die Bedeutung der Erziehung zu Digital Citizenship. Seiner Meinung nach spielt der digitale Raum eine entscheidende Rolle für Bildung, Wohlbefinden und Entwicklung von Schülerinnen und Schülern. Dieser Punkt müsste expliziter in den Lehrplänen erfasst sein: «Schulen müssen verstehen, dass sich das Schulgelände nicht mehr nur auf den physischen Raum beschränkt. Der Pausenhof erstreckt sich heute bis in den digitalen Raum.»

Der Nachmittag der Fachtagung umfasste sechs Module, die die Wahrnehmung von Rassismus bei Jugendlichen und die Verantwortung der Institutionen vertieften: Es wurden Leerstellen in den Schweizer Lehrmitteln identifiziert, Fragen zu Inklusion in der Pfadi und im Sport aufgeworfen und die Bedeutung von Digital Citizenship für die Bekämpfung von Hassrede im Netz diskutiert. Zudem wurden die Sichtweisen und Erfahrungen von Jugendlichen bezüglich Rassismus in der Schweiz dargestellt. Dabei zeigte sich, dass die erlebte rassistische Stigmatisierung eng mit der sozialen Zugehörigkeit und der schulischen Laufbahn zusammenhängt. Ein runder Tisch beleuchtete bestehende Initiativen der Rassismusprävention bei Jugendlichen.

Die Fachtagung der EKR bot eine grundlegende Plattform, um sich mit diesen wesentlichen Themen auseinanderzusetzen und einen offenen und konstruktiven Dialog aufzubauen. Die Teilnehmenden haben erkannt, wie wichtig diese Bemühungen um eine inklusivere Schweiz sind, in der Vielfalt als ein fundamentales gesellschaftliches Merkmal anerkannt und Rassismus proaktiv bekämpft wird. Kinder und Jugendliche stehen dabei im Zentrum.


Adresse für Rückfragen

Martine Brunschwig Graf, Präsidentin der EKR, 079 507 38 00, martine@brunschwiggraf.ch
Alma Wiecken, Geschäftsführerin der EKR, 079 271 89 20, alma.wiecken@gs-edi.admin.ch



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