Eröffnung des 82. Internationalen Auto-Salons

Bern, 08.03.2012 - Rede von Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf, am 8. März 2012 in Genf

Monsieur le Président du Salon,Monsieur le Président du Conseil d'Etat,Mesdames et Messieurs les représentants des autorités fédérales, cantonales et communales,

Mesdames et Messieurs, 

De tout temps, le Salon international de l'automobile nous a présenté des premières mondiales et cette année ne fera pas exception. Ces prochains jours en effet, ce ne sont pas moins de 140 premières européennes et mondiales qui seront exposées ici. Les nouveautés vont de la petite voiture pratique à la grande sportive classique, en passant par le véhicule hybride économique ou le modèle électrique ménageant l'environnement. Pour ma part, cette journée est également une première, car contrairement à la plupart des personnes ici présentes, je viens pour la toute première fois au Salon de l'auto de Genève! 

Am Internationalen Auto-Salon werden seit jeher Premieren vorgestellt – das ist auch in diesem Jahr nicht anders. Nicht weniger als 140 Europa- und Weltpremieren werden während der nächsten Tage hier präsentiert. Die Neuheiten reichen dabei vom praktischen Kleinwagen zum klassischen Sportwagen, vom sparsamen Hybrid zum umweltschonenden Elektroauto. Und auch ich habe heute eine „Premiere“… Anders als wohl die meisten der hier Anwesenden bin ich heute das erste Mal überhaupt am Auto-Salon in Genf! 

Nicht dass ich etwas gegen Genf im Allgemeinen oder Autos im Speziellen hätte! Ganz im Gegenteil! In den letzten Jahren habe ich denn auch mehrmals die Möglichkeit genutzt und das Vergnügen gehabt, die Stadt und die Region Genf zu besuchen. Und in Sachen Auto sage ich Ihnen Folgendes: Ich fahre gerne Auto! Obschon mein Mann hin und wieder meint, ich würde länger leben als er, weil mir die Zeit gutgeschrieben würde, die ich fürs Einparkieren brauche. Immerhin kann ich aber – wenn es auf den winterlichen Bündner Bergstrassen nötig ist – selbständig Schneeketten montieren. 

Meine Damen und Herren, Sie sehen: Das Auto ist mir nicht fremd! Entsprechend bin ich denn heute auch sehr gerne nach Genf gekommen und ich freue mich, zusammen mit Ihnen den 82. Internationalen Auto-Salon zu eröffnen. Gerne überbringe ich Ihnen die besten Wünsche meiner Kolleginnen und Kollegen im Bundesrat. Übrigens: Heute, am 8. März 2012 findet noch ein anderes bedeutendes Ereignis statt. Doch dazu später mehr… 

Der Auto-Salon ist eine Ausstellung mit internationalem Charakter, er geniesst in der Branche einen erstklassigen Ruf und ist wichtig für die Wirtschaft, für den Werkplatz Schweiz. Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher sowie die breite Berichterstattung in den Medien zeugen denn auch von einem grossen öffentlichen Interesse an dieser Leistungsschau. 

Der Auto-Salon ist auch eine ideale Plattform für die Präsentation neuer Technologien und Materialen. In diesem Bereich interessiere ich mich vor allem für die Entwicklung und die Fortschritte bei den alternativen Antrieben. Dem Publikum sollte noch stärker vor Augen geführt werden, dass es – wie so oft im Leben – auch beim Kauf eines Autos die Wahl hat: Nicht nur zwischen einem sportlichen oder eleganten, sondern vor allem auch zwischen einem mehr oder eben weniger umweltschonenden Modell.  

Im letzten Jahr sind in der Schweiz so viele Fahrzeuge in Verkehr gesetzt worden wie noch nie zuvor. Der Bestand der Personenwagen stieg um 2,1 Prozent auf 4,2 Millionen. Über 80 Prozent der Haushalte verfügt über mindestens ein Auto. Diese Zahlen verdeutlichen: Das Auto erfreut sich grosser Beliebtheit! 

Das war aber in der über 125-jährigen Geschichte des Autos nicht immer der Fall! Insbesondere zu Beginn des letzten Jahrhunderts hatte das damals noch junge Automobil einen schwierigen Stand. „Das Auto hat keine Zukunft, ich setze aufs Pferd!“ Mit diesem vernichtenden Votum hat der deutsche Kaiser Wilhelm II. eindeutig aufs falsche Pferd gesetzt! 

Auch in der Schweiz wurde in dieser Epoche nicht überall erkannt, was für ein Potenzial in den motorisierten Pferdestärken steckte, welche Auswirkungen der von Carl Benz entwickelte „Motorenwagen“ auf das Leben der Menschen haben sollte. 

Meine Damen und Herren, auch hier in der Stadt des Auto-Salons nicht! Anfang des letzten Jahrhunderts herrschte in Genf geradezu eine autofeindliche Stimmung. In der Presse erschienen Berichte über „Mordsmaschinen, die das gute Volk wie Strassenköter überfahren“. Das ging natürlich nicht spurlos am noch jungen Auto-Salon vorüber! Dieser musste ins Exil und fand während einiger Jahre im fernen Zürich statt. 

Und in meinem Heimatkanton wurde das Auto zu Beginn des letzten Jahrhunderts sogar verboten. Im Jahr 1900 beschloss die Bündner Regierung kurz und knapp: „Das Fahren mit Automobilen auf sämtlichen Strassen des Kantons Graubünden ist verboten.“ Diese Massnahme stiess in der Bevölkerung auf grosse Akzeptanz. Erst 1925 hob das Bündner Volk das schweizweit einmalige Verbot auf! 

Im Mittelpunkt der damaligen autokritischen Einstellung stand die Diskrepanz zwischen den individuellen Bedürfnissen und den negativen Begleiterscheinungen für die Allgemeinheit. Zu letzteren gehörten etwa die Staubentwicklung und das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Geschwindigkeiten auf den schmalen Strassen. 

Meine Damen und Herren, genauso wie vor 100 Jahren besteht  auch heute der Gegensatz zwischen „individuellen Bedürfnissen“ und „negativen Begleiterscheinungen für die Allgemeinheit“! Zu den negativen Begleiterscheinungen der Mobilität gehören im Jahr 2012 die grosse Umweltbelastung, der Lärm und der verbreitete Stau! 

Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen, der sich seit jeher fortbewegen, ja immer schneller fortbewegen wollte. Leonardo da Vinci prophezeite: „Es wird Wagen geben, die von keinem Tier gezogen werden und mit unglaublicher Geschwindigkeit daherfahren.“ 

Heute ist die Mobilität auf der Strasse und auf der Schiene ein zentraler Faktor in unserem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben. Mobilität ist Teil unseres Wohlstandes. Wir bewegen uns fort, um an die Arbeit zu gelangen, um einzukaufen, um Enkelkinder zu besuchen oder um in die Ferien zu fahren. Auf Mobilität und die damit verbundene Freiheit möchte kaum jemand verzichten – auch ich nicht.  

Jede und jeder sollte sich aber vermehrt Gedanken darüber machen, welche Variante sie oder er wählt, um von A nach B zu kommen. Nehme ich das Auto, um an den Auto-Salon zu gelangen, oder ist es sinnvoller, diese Strecke mit dem Zug zu fahren? Was steht im Einklang mit meinem Bedürfnis nach Mobilität, mit meiner persönlichen Freiheit und einem umweltgerechten Verhalten? 

Wir sollten grundsätzlich wieder lernen, vernünftiger von der Mobilität Gebrauch zu machen. Durch die vielen Möglichkeiten hat sich unser  Verhalten nicht nur zum Positiven hin verändert. Es geht mir nicht darum, Strasse und Schiene beziehungsweise den privaten und den öffentlichen Verkehr gegeneinander auszuspielen. Speziell in der Schweiz braucht es beides! Bei uns gibt es Regionen, in denen die Bevölkerung auf das Auto angewiesen ist, weil sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht oder gar nicht erreichbar sind.  

So war ich als Bündner Regierungsrätin oft mit dem Auto unterwegs. In den 150 Tälern des Kantons Graubünden gibt es zahlreiche abgelegene Orte, da hat der private Verkehr natürlich eine ganz andere Bedeutung als beispielsweise im Kanton Genf. Hier gibt es einen gut ausgebauten öffentlichen Verkehr: Das Streckennetz der „Transport publics genevois“  beträgt beinahe 400 Kilometer.  

Meine Damen und Herren, die Schweiz liegt mitten in Europa, seit jeher kreuzen sich bei uns die Verkehrswege aus dem Norden und Süden. Unser Autobahnnetz gilt als eines der dichtesten und unser Schienennetz als eines der meistbefahrenen der Welt. Wer bei uns unterwegs ist, merkt bald einmal: Der Verkehr – sowohl auf der Strasse als auch auf der Schiene – stösst zeitweise an seine Grenzen. Täglich stauen sich die Autos – die entsprechenden Staumeldungen sind uns bestens bekannt. Und in den Zügen findet sich zu Stosszeiten kaum mehr ein freier Sitzplatz. 

Um der wachsenden Mobilität Rechnung zu tragen, braucht es Investitionen in unsere Verkehrsnetze.  

Der Bundesrat will das Nationalstrassennetz den geänderten Bedürfnissen anpassen und um mehr als 370 Kilometer erweitern. Die Kosten sollen – das dürfte Ihnen bekannt sein – unter anderem mittels Preiserhöhung bei der Autobahnvignette gedeckt werden. Mitte Januar 2012 ist die entsprechende Botschaft ans Parlament verabschiedet worden. Auch hat der Bundesrat im Februar dieses Jahres das 8. langfristige Bauprogramm für die Fertigstellung der Nationalstrassen gutgeheissen. In den nächsten vier Jahren sollen im Durchschnitt je 750 Millionen Franken investiert werden. Der Bund investiert zudem in die Beseitigung von grossen Engpässen. 

Auch im Bereich der Bahninfrastruktur hat der Bundesrat unlängst Entscheide gefällt: Er hat im Januar die Vorlage zur Finanzierung und zum Ausbau der Bahninfrastruktur ans Parlament überwiesen. Damit soll die Finanzierung der Bahninfrastruktur langfristig gesichert werden. Weiter hat die Landesregierung in ihrer Botschaft das Strategische Entwicklungsprogramm für die Bahninfrastruktur und einen ersten konkreten Ausbauschritt für den Zeithorizont 2025 vorgelegt. 

Dem Bundesrat ist es ein Anliegen, eine nachhaltige Verkehrsinfrastruktur sicherzustellen, die eine ökonomische, eine soziale und eine ökologische Seite hat. Unsere Aufgabe besteht darin, dieses Dreieck in einer ausgewogenen Balance zu halten. Das ist aber nicht immer einfach! 

Es ist wichtig, dass wir bei unseren Entscheiden auch und vor allem an die kommenden Generationen denken. Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern Chancen und Perspektiven vererben und keine Versäumnisse – auch nicht in der Verkehrspolitik. Bereits Albert Einstein meinte: Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ Oder, einfacher ausgedrückt: Jetzt für die Zukunft! 

An die künftigen Generationen denkt auch der Auto-Salon. Im „Pavillon Vert“ werden alternative und umweltschonende Antriebstechnologien sowie erneuerbare Brennstoffe thematisiert. Ich freue mich darauf, mich auf dem nachfolgenden Rundgang auch über energieeffiziente Technologien informieren zu lassen. Es ist mir ein Bedürfnis, aus erster Hand zu erfahren und zu sehen, was bis jetzt erreicht worden ist und was künftig noch möglich sein wird. 

Ich bin Ihnen zum Schluss noch eine Antwort schuldig, was heute – neben der Eröffnung des Auto-Salons – für ein weiteres wichtiges Ereignis stattfindet. Meine Herren, heute wird der internationale Tag der Frau gefeiert! Dieser fand erstmals 1911 statt und war verbunden mit der Forderung nach Gleichberechtigung und dem Stimmrecht für Frauen. 

In Bezug aufs Auto fahren sahen sich die Frauen nicht benachteiligt – obschon zu dieser Zeit vor allem die Männer hinter dem Steuer sassen. Über hundert Jahre später sieht das Bild – wenn auch nicht überall auf der Welt – anders aus: Zahlreiche Frauen sitzen hinter dem Steuer und immer mehr Frauen kaufen Autos. Deshalb wurden sie als Zielgruppe für die Hersteller in den letzten Jahren auch immer wichtiger.

 Ich wünsche Ihnen spannende Tage am 82. Internationalen Auto-Salon mit vielen interessanten und bereichernden Begegnungen.  


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