Über 1,3 Mio. Menschen in der Schweiz sind schädlichem Lärm ausgesetzt

Bern, 18.05.2009 - Lärm stellt aus gesundheitlicher und ökonomischer Sicht heute eines der grössten Umweltprobleme der Schweiz dar. Erstmals hat das BAFU die Lärmbelastung aus den Hauptquellen Strassen, Bahn und Flugverkehr flächendeckend berechnet: Rund 1,3 Mio. Menschen sind tagsüber schädlichem oder lästigem Verkehrslärm ausgesetzt.

Bisher gab es zur Lärmbelastung nur Schätzungen. Nun hat das Bundesamt für Umwelt BAFU auf der Basis eines geografischen Informationssystems (GIS) erstmals die Lärmbelastung flächendeckend für die Hauptquellen Strassen, Bahn und Flugverkehr berechnet. Die systematische Bestandesaufnahme und die Überwachung des Lärms ist Teil der Lärmdatenbank SonBase (siehe Kasten).

Die Berechnungen zeigen: Die bedeutendste Lärmquelle in der Schweiz ist der Strassenverkehr. Er verursacht einen flächenhaften Lärmteppich, der sich über grosse Teile der Schweiz ausbreitet. Rund 1,2 Mio. Menschen sind tagsüber schädlichem oder lästigem Strassenverkehrslärm ausgesetzt. Das sind 16 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer. Während der Nacht leiden immer noch rund 10 Prozent der Bevölkerung unter dem Verkehrslärm. Ob Lärm schädlich oder lästig ist, wird mit Hilfe der Immissionsgrenzwerte beurteilt, die - je nach Nutzung des Standorts - zwischen 55 und 70 Dezibel am Tag und zwischen 45 und 60 Dezibel in der Nacht liegen. Nach dem Stand der Wissenschaft stört Lärm unterhalb dieser Werte die Bevölkerung in ihrem Wohlbefinden nicht erheblich.

Der Eisenbahnlärm tritt entlang schmaler Lärmkorridore auf. Im Vergleich zur flächenhaften Belastung durch den Strassenverkehrslärm sind wenige Menschen von Bahnlärm betroffen, nämlich 70'000 Menschen am Tag und 140'000 in der Nacht. Rund 35'000 Wohnungen sind tagsüber übermässigem oder lästigem Eisenbahnlärm ausgesetzt. In der Nacht steigt diese Zahl auf 75'000 Wohnungen. Die doppelt so hohe Lärmbelastung in der Nacht wird durch den Güterverkehr ausgelöst, der vor allem nachts abgewickelt und auch in Zukunft zunehmen wird.

Der Fluglärm konzentriert sich auf die beiden Landesflughäfen Zürich und Genf und die dazugehörigen Agglomerationen. Von erhöhtem Fluglärm am Tag sind 0.9 % der Gesamtbevölkerung (65'000 Personen) und 1 % der Wohnungen (30'000) betroffen. In den Nachtrandstunden ist die Belastung durch den Fluglärm höher als am Tag.

Räumliche Verteilung des Lärms

Besonders stark betroffen vom Lärm sind Städte und Agglomerationen: Hier leben 85 % der am Tag von schädlichem oder lästigem Strassenverkehrslärm betroffenen Personen. Beim Eisenbahnlärm beträgt diese Zahl 90 %, beim Fluglärm sogar 95 %.

Auch von den lärmbelasteten Wohnungen liegen 85 % in städtischen Räumen. Beim Eisenbahnlärm sind es 89 %, beim Fluglärm nahezu 100 %.

Strategien zur Lärmbekämpfung erweitern

Die neuen Berechnungen des BAFU zeigen, dass trotz erheblicher Sanierungsanstrengungen und Massnahmen bei Neubauten rund 1,35 Mio. Menschen schädlichen oder lästigen Lärmimmissionen ausgesetzt sind. Das Ziel der Lärmbekämpfung ist damit nicht erreicht. Auch wenn alle Sanierungen nach den geltenden Regeln abgeschlossen sein werden, bleiben viele Menschen dem Lärm ungeschützt ausgesetzt.

Die Umsetzung der Lärmsanierung war bisher primär auf technische Massnahmen ausgerichtet, z.B. Lärmschutzwände. Die bisherige Strategie zur Lärmbekämpfung reicht aber offensichtlich nicht aus, um das Problem zu beseitigen. Deshalb ist das BAFU zurzeit an der Erarbeitung verschiedener Massnahmen. Diskutiert werden bsp. stärkere Sensibilisierung und bessere Information über die Lärmsituation in der Schweiz oder die Förderung lärmarmer Technologien wie lärmarme Reifen, Strassenbeläge, Schienen oder Drehgestelle bei Eisenbahnwagen.

KASTEN:
SonBase: die GIS-Lärmdatenbank der Schweiz

Die Lärmdatenbank SonBase liefert wissenschaftlich fundierte und flächendeckende Aussagen zum Ausmass der aktuellen Lärmbelastung aus den Hauptquellen Strassen-, Eisenbahn- und Flugverkehr in der Schweiz. SonBase basiert auf einer GIS-Applikation. Sie ermöglicht beispielsweise das Aufbereiten, Editieren und die zentrale Verwaltung der Daten sowie vielfältige statistische Auswertungen, räumliche Abfragen und die Generierung von Berichten.

Mit SonBase wurde eine Grundlage geschaffen, um fundiert über den Stand der Lärmbelastung zu informieren. Sie stellt ein wichtiges Instrument dar, um die Lärmbelastung in der Schweiz gesamthaft oder in bestimmten Gebieten zu überwachen und zu analysieren. Zudem können Szenarien und Prognosen zur Entwicklung der Lärmbelastung gerechnet werden, welche dem Bund in Zukunft wichtige Grundlagen für Strategien zur Reduktion der Lärmbelastung liefern werden.


Adresse für Rückfragen

Urs Walker, Chef der Abteilung Lärmbekämpfung, BAFU, Tel. 031 322 80 80
Fredy Fischer, Abteilung Lärmbekämpfung, BAFU, Tel. 031 322 93 70



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