Wissenstransfer zwischen Kontinenten: Südafrika verbessert Elektroschrott-Management mit Unterstützung der Empa

Dübendorf, St. Gallen und Thun, 08.10.2024 - Die Regierung von Südafrika hat im Sommer 2024 ein Strategiepapier zum Management von Elektroschrott herausgegeben, das in Zusammenarbeit mit der Empa erarbeitet wurde. Damit erlässt das Land erstmals einheitliche Richtlinien zur fachgerechten und sicheren Handhabung von Elektroabfällen. Die Zusammenarbeit ist Teil eines vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) finanzierten Programms.

Elektroschrott kann eine erhebliche Gefahr für Mensch und Umwelt darstellen, denn es enthält häufig giftige Stoffe, etwa die Schwermetalle Quecksilber und Cadmium. Zugleich sind ausgediente elektrische und elektronische Geräte aber auch eine wichtige Quelle für wertvolle Materialien wie Kupfer und Gold. Fachgerechte Entsorgung und Recycling von Elektroabfall sind daher besonders wichtig – auch für Entwicklungs- und Schwellenländer, die damit einerseits ihre Bevölkerung schützen, andererseits ihre Wirtschaft stärken können.

Mit der Unterstützung der Empa ist Südafrika diesem Ziel nun ein gutes Stück nähergekommen. Im Juni 2024 hat das südafrikanische Departement für Forstwirtschaft, Fischerei und Umwelt erstmals eine umfassende Strategie zum Management von Elektroschrott veröffentlicht. Eine wichtige Grundlage für diese Strategie lieferte das «Sustainable Recycling Industries»-Programm (SRI, vgl. Textbox), finanziert vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO).

Nachhaltiger Wandel

Im Rahmen des SRI-Programms arbeiten die Empa und das «World Resources Forum» (WRF) mit Teams aus mehreren Entwicklungs- und Schwellenländern zusammen, darunter Südafrika, um das Recycling von Elektroschrott in diesen Ländern zu verbessern. Dabei gilt es, sowohl die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen als auch technisches Knowhow zu vermitteln. «Dank der Zusammenarbeit mit der Empa und dem WRF kommen unsere Partnerländer in den Genuss von ausgewiesenem Expertenwissen», sagt Philipp Ischer, Programmleiter beim SECO. Das wirke sich sehr positiv auf die Erarbeitung der nationalen gesetzlichen Grundlagen sowie auf die Formulierung der relevanten Normen und Standards aus, so der Experte.

«Eine unserer Aktivitäten im Rahmen des SRI-Programms ist beispielsweise die Ausbildung von Auditoren, die Recyclingbetriebe auf die Qualität der Prozesse in der Handhabung von Elektroschrott überprüfen», berichtet Forscher Manuele Capelli aus dem Empa-Labor «Technologie und Gesellschaft», das das Programm gemeinsam mit dem WRF leitet. Mitglieder der Forschungsgruppe «Critical Materials and Resource Efficiency» (CARE), die über langjährige Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit verfügt, führten bis 2023 auch Audits für die Schweizer Elektroschrott-Recyclingindustrie durch.

Natürlich lässt sich die Expertise aus der kleinen, wohlhabenden Schweiz nicht eins-zu-eins auf ein grosses Schwellenland wie Südafrika übertragen. «Ein Ziel von SRI ist, nachhaltige Veränderungen zu fördern, sodass die Aktivitäten auch nach dem Ende des Programms weiterlaufen», betont Capelli. Ein besonderes Augenmerk gilt daher der Zusammenarbeit mit den Teams vor Ort. «Unsere Partner sind in Kontakt mit den Behörden und der Industrie in Südafrika und kennen die landesspezifischen Herausforderungen im Bereich des Recyclings von Elektronikabfällen genau.»

Rahmenbedingungen geschaffen

Eine Besonderheit stellt in Südafrika beispielsweise das Recycling von Batterien dar. Das Stromnetz ist instabil; stundenlange Stromausfälle sind seit Jahren an der Tagesordnung. «Als grösster Stromproduzent in der Region hat Südafrika keine einfache Möglichkeit, Strom zu importieren», erklärt Capelli. Aus diesem Grund greifen viele wohlhabende Haushalte auf eine eigene Solaranlage mit Batteriespeicher zurück, wodurch mit der Zeit grosse Mengen an ausgedienten Batterien anfallen. «Batterien sind eine besonders gefährliche Form von Elektroschrott, da sie bei falscher Lagerung und mangelnder Überwachung Brände verursachen können», weiss Capelli. Dank ihrer Erfahrung mit dem Recycling und der Wiederverwendung von Batterien konnten die Empa-Forschenden ihren Partnern vor Ort einiges an Knowhow mitgeben.

Ansonsten sehe sich Südafrika mit ähnlichen Herausforderungen im Elektroschrott-Recycling konfrontiert, wie andere Schwellenländer, so Capelli: Die Mengen an Elektroabfall steigen, die Entsorgung und das Recycling sind aber häufig unzureichend oder unsicher. Mit dem neuen Strategiepapier verfügt das Land nun erstmals über umfassende und einheitliche Richtlinien, um diese Herausforderungen besser meistern zu können. «Das ist ein grosser Meilenstein, und es freut uns, dass wir Südafrika dabei unterstützen konnten», so Capelli.

 

«Sustainable Recycling Industries»
«Sustainable Recycling Industries» (SRI) ist ein vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) finanziertes Programm der Empa und des «World Resources Forum» (WRF), einer aus der Empa hervorgegangenen internationalen Non-Profit-Organisation. Ziel des Programms ist es, in ausgewählten Entwicklungs- und Schwellenländern günstige Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Recyclingindustrie für Elektroschrott und verwandte Abfallströme zu schaffen. Beteiligt sind die Länder Kolumbien, Ägypten, Ghana, Peru und Südafrika. SRI befindet sich zurzeit in der zweiten Phase, die noch bis 2025 läuft. Kolumbien und Peru konnten das Programm bereits erfolgreich abschliessen.

www.sustainable-recycling.org


 


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