Eröffnungskonzert Lucerne Festival

Bern, 16.08.2024 - Grusswort von Bundesrat Beat Jans im KKL Luzern

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Sehr geehrter Herr Regierungspräsident, Herr Stadtpräsident,
geehrte Mitglieder der Regierungen von Stadt und Kanton,
geschätzte Frau Ständerätin und Herren Nationalräte,
liebe Lisa Streich, lieber Markus Hongler und Michael Haefliger,
geschätzte Gäste aus Kultur, Wirtschaft und Politik

Liebe Freundinnen und Freunde der Musik

An der letzten Bundesratssitzung ist etwas Unglaubliches passiert - das muss ich Ihnen kurz erzählen ... Aber eins nach dem anderen. Zuerst: Vielen Dank für die Einladung. Es ist mir eine grosse Freude, heute bei der Eröffnung des Lucerne Festival dabei zu sein.

Schön, dass Sie alle hier sind, im Saal oder draussen auf dem «Inseli». Ein herzliches «Willkommen» auch an alle, die das Konzert auf der Leinwand verfolgen.

Das KKL ist wirklich ein architektonisches Juwel. Hier hat sich Mut ausbezahlt. Für mich gehört es zu Luzern wie die Kapellbrücke - und wie dieses Festival. Mit seiner Ausstrahlung ist es ein Magnet für grossartige Musikerinnen und Musiker und alle Liebhaberinnen und Liebhaber klassischer Musik. Ein wahres Musikfest.

Liebe Festgemeinde

Entscheidend zu diesem Fest tragen Komponistinnen und Komponisten von Weltruf bei. So wie der leider letzten Monat verstorbene Wolfgang Rihm. Ihm zu Ehren hören wir nachher einen Auszug aus seinem «Ernsten Gesang».

Wolfgang Rihm hatte einst gesagt: «Kunst machen heisst immer, sich angreifbar zu machen. Um unangreifbar zu sein, muss man entweder Kritiker werden oder Bankdirektor. Aber man darf nicht Künstler werden.» Und auch nicht Bundesrat, könnte man anfügen. Das muss man, wie er sagte, aushalten. Denn Kritik und andere Meinungen gehören dazu. In der Musik, in der Politik, im Leben.

«Gute Musik braucht mehr als einen Ton und gute Politik braucht mehr als ein Argument. Wichtig ist, (...) dass man gemeinsam die Spielregeln festlegt und jede Stimme, (...) auch die schwache, zur Geltung kommt. In der Musik sagt man dem eine gelungene Komposition.

In der Politik heisst das Demokratie.»

Das hat Simonetta Sommaruga, passionierte und ausgebildete Pianistin, einmal gesagt. Ich stimme mit ein: Gute Musik braucht mehr als einen Akkord und gute Politik braucht mehr als eine Meinung. Musik verbindet, weil sie aus Vielfalt und Unterschieden ein Ganzes formt. Das ist auch mein Anspruch an Politik.

Apropos Unterschiede, kürzlich las ich folgende Schlagzeile: In diesen Ländern leben die neugierigsten Menschen. Diese Schlagzeile macht neugierig. Auf den dritten Platz schafft es Irland, Silber geht an Tschechien und am neugierigsten ist man in Malta. Neugier ist zwar nicht olympisch, aber es gibt tatsächlich einen «Neugier-Index» und, wie zu fast allem, ein Ranking. Ich weiss genau, auf was Sie jetzt neugierig sind: Wo stehen wir in dieser Rangliste?

Geschätzte Neugierige

Neugier, das Thema dieses Sommer-Festivals, hat einen zweifelhaften Ruf. Gerade Polizeiminister geraten in Verruf, wenn sie zu neugierig werden. Wir denken an Hälse, die über Gartenzäune gereckt, und an Nasen, die in fremde Angelegenheiten gesteckt werden.

Neugier ist etwas Positives. Neugier ist der Motor vieler Neuerungen. Sie hat uns das Feuer, lebensrettende Behandlungsmethoden und bahnbrechende technische Innovationen gebracht. Neugier treibt auch mich an: Neugier auf andere Menschen und Meinungen, Neugier auf Argumente und Erfahrungen, Neugier auf neue Wege und Lösungen.

«Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.», fragte Schriftsteller Kurt Marti rhetorisch.

Vorausgehen und den Anfang machen, das braucht Mut, weil man sich exponiert. Einen Anfang machen und handeln können, zeichnet uns als politische und künstlerische Wesen aus. Immer muss jemand den Reigen eröffnen. Manchmal sind es viele zusammen, manchmal ist es jemand allein.

Musikalisch war es heute sinnigerweise ein wunderbares Werk von Lisa Streich, das mich sehr beeindruckt hat. Sinnigerweise, weil es so heisst - «Reigen» - und weil es ein neues Werk ist, das heute uraufgeführt wurde.

Mut ist eine politische und eine künstlerische Tugend. Spannend wird's, wenn Neugier und Mut zusammenkommen. So wie vor 20 Jahren bei der Gründung der Lucerne Festival Academy. Ein Glücksfall für junge, vielversprechende Talente und für die zeitgenössische klassische Musik. Das diesjährige Jubiläum zeigt: Nur wer Neues wagt, kann später Bewährtes feiern.

Liebe Organisatorinnen und Organisatoren,
liebe Musikerinnen und Musiker,
liebe Mitarbeitende, liebes Publikum

Wir erleben heute einen Abend mit grossartiger Musik. Namens des Bundesrates danke ich Ihnen allen herzlich für Ihren Einsatz, Ihr Herzblut, Ihren Mut und Ihre Neugier. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Vergnügen und danke für die Aufmerksamkeit!

...

Ach ja, natürlich, ich bin Ihnen noch Antworten schuldig: Die Schweiz ist im Neugier-Ranking nicht aufgeführt, weil nur EU-Länder berücksichtigt wurden. Und zur letzten Bundesratssitzung, da muss ich leider in allen vier Landessprachen schweigen.

Ich wollte nur Ihre Neugier ein bisschen wecken.


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