Generationenwohnen als Herausforderung und Chance

Bern, 28.06.2024 - Das Älterwerden der Bevölkerung stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen, gerade im Wohnbereich. Viele ältere Menschen möchten so lange wie möglich zuhause bleiben. Hier bieten gemeinschaftliche Wohnformen wie das Generationenwohnen neue Möglichkeiten. Eine Studie, die das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) mitunterstützt hat, geht den Fragen, den Chancen und den Herausforderungen rund um diese Wohnform auf den Grund.

Gemeinschaftliche Wohnformen gewinnen an Bedeutung. Dies liegt an veränderten Lebens- und Familienstrukturen, an der zunehmenden Mobilität sowie der allgemeinen demografischen Alterung. Dem intergenerationellen Austausch wird das Potenzial zugeschrieben, sich positiv auf die physische wie emotionale Befindlichkeit auswirken. Dies wiederum kann helfen, im hohen Alter einen Umzug in ein Alters- und Pflegezentrum zu verzögern, wenn nicht sogar zu verhindern.

Vor diesem Hintergrund haben Forschende des ETH Wohnforum - ETH Case, der Berner Fachhochschule und age-research.net die Chancen und Grenzen des Zusammenlebens in sechs Generationenwohnprojekten vertieft untersucht. Die Projekte unterscheiden sich in der Grösse, haben unterschiedliche Trägerschaften, Organisationsformen, sowie architektonischen Gestaltungen. Vier richten sich an Menschen aller Altersgruppen, während zwei speziell für Menschen ab 50 Jahren konzipiert wurden.

Die Autorinnen und Autoren des Forschungsprojekts «Generationenwohnen in langfristiger Perspektive - von der Intention zur gelebten Umsetzung» untersuchten unter anderem, wie sich das generationenübergreifende Wohnen konzeptuell, organisatorisch und im gelebten Alltag über die Zeit entwickelt. Sie wollten wissen, wie Bewohnerinnen und Bewohner diese Art des Wohnens erfahren, welche Herausforderungen sich stellen und welche Strategien sich in der Praxis bewährt haben.

Sie kommen dabei zum Schluss, dass Generationenwohnprojekte tatsächlich für interessierte und gemeinschaftsorientierte Menschen gute Alternativen zu konventionellen Wohnangeboten sein können. Den untersuchten Projekten ist es gelungen, bezahlbaren und bedürfnisgerechten Wohnraum für unterschiedliche Generationen zu schaffen. Sie bieten langfristige und ganzheitliche Ansätze zur Förderung von Unterstützung und Gemeinschaftlichkeit im Wohnen. Dies kann das Risiko sozialer Isolation senken und soziale Teilhabe fördern. Zudem können sie als Modelle für eine umfassende, integrierte Planung und für die Entwicklung von lebendigen Quartieren dienen. Es bedarf gut durchdachter Konzepte und einer sorgfältigen Umsetzung.

Empfehlungen für Trägerschaften und Behörden

Der Bericht enthält Handlungsempfehlungen für Initiantinnen und Initianten, Trägerschaften sowie für die öffentliche Hand. Die Autorinnen und Autoren empfehlen, die Partizipation während der gesamten Projektphase an die Bedürfnisse der Beteiligten anzupassen. Damit in solchen Projekten intergenerationelle Begegnungen stattfinden können, müssen gemeinschaftlich genutzte Räume möglichst niederschwellig zugänglich sein und die Bewohnerinnen und Bewohner bewusst zusammengesetzt werden. Eine Rolle spielt zudem die Wohnumgebung mit nahen und gut erreichbaren Versorgungsstrukturen und Verkehrsanbindungen.

Dem Bund, den Kantonen und den Gemeinden stehen verschiedene Massnahmen zur Verfügung, um das Generationenwohnen zu unterstützen. So können Gemeinden bei der Vergabe von Bauland generationsübergreifende Wohnprojekte bevorzugen. Förderprogramme, wie beispielsweise zinsgünstige Darlehen, Investitionszuschüsse oder Steuererleichterungen, können helfen. Die gute Zusammenarbeit von Behörden, gemeinnützigen Bauträgern, Architektur- und Planungsbüros sowie sozialen Fachpersonen ist wesentlich. Hinzu kommen Instrumente wie Architekturwettbewerbe mit interdisziplinär zusammengesetzten Planungsteams und Jurys.

Zukunftsfähige, aber anspruchsvolle Wohnform

Trotz seiner vielen Stärken ist Generationenwohnen anspruchsvoll. Die bedürfnisgerechte und meist partizipative Planung und Realisierung eines Generationenwohnprojekts erfordert sowohl von Trägerschaften und Gemeinden als auch von Initiantinnen und Initianten ein höheres Mass an Beteiligung im Vergleich zu konventionellen Wohnprojekten. Doch gleichzeitig reagieren Generationenwohnprojekte auf sich ändernde Anforderungen und Bedürfnisse in einer vielfältigen Gesellschaft.

Das umfangreiche Projekt wurde neben dem BWO auch durch die Age Stiftung, die Beisheim Stiftung, die Walder Stiftung sowie das Max Pfister Baubüro AG gefördert.


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