Konjunkturprognose im Wesentlichen beibehalten: 2024 wächst die Schweiz nur unterdurchschnittlich

Bern, 17.06.2024 - Die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes rechnet für 2024 weiterhin mit einem deutlich unterdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum in der Schweiz (Sportevent-bereinigtes BIP: 1,2 %; Prognose von März: 1,1 %). Mit einer allmählichen Erholung der Weltwirtschaft sollte sich das Wachstum 2025 auf 1,7 % normalisieren (unveränderte Prognose)*. Es bestehen sowohl konjunkturelle Abwärtsrisiken als auch Aufwärtspotenziale.

Im 1. Quartal 2024 wuchs das Sportevent-bereinigte BIP der Schweiz wie in den Vorquartalen moderat. Der Dienstleistungssektor expandierte neuerlich; der private Konsum wuchs solide. Dem gegenüber steht eine Stagnation des Industriesektors. Aktuell lassen viele Indikatoren ein moderates Wachstum der Schweizer Wirtschaft in naher Zukunft erwarten.

Die globale Konjunktur war bis zuletzt von einer grossen Heterogenität geprägt. Die US-amerikanische Konjunktur schwächte sich im 1. Quartal merklich ab, und in Japan schrumpfte das BIP. Hingegen wuchs das BIP im Vereinigten Königreich und in China verhältnismässig kräftig. Der Euroraum erholte sich etwas von der vorangegangenen Schwächephase, dürfte sich aber auch in den kommenden Quartalen weiterhin nur verhalten entwickeln, mit entsprechenden bremsenden Effekten auf die exponierten Bereiche der Schweizer Exportwirtschaft. Insgesamt dürfte die Weltnachfrage aus Sicht der Schweiz in den kommenden Quartalen langsamer wachsen als im historischen Mittel.

Vor diesem Hintergrund prognostiziert die Expertengruppe Konjunkturprognosen für 2024 ein Wachstum der Schweizer Wirtschaft von 1,2 % (Prognose von März: 1,1 %). Damit würde die Schweizer Wirtschaft wie bereits 2023 deutlich unterdurchschnittlich wachsen. Die Investitionen dürften im Zuge der tiefen Auslastung der industriellen Produktionskapazitäten und der hohen Finanzierungskosten schrumpfen. Ein gewisser stützender Effekt ist demgegenüber vom Aussenhandel zu erwarten, auch angesichts der Abwertung des Schweizer Frankens in den vergangenen Monaten. Insbesondere dürfte aber der private Konsum das Wachstum stützen. Dazu tragen u. a. ein weiterer Beschäftigungsanstieg sowie ein recht stabiler Verlauf der Inflation bei. Diese dürfte im Durchschnitt des laufenden Jahres 1,4 % (Prognose von März: 1,5 %) betragen.

Für das kommende Jahr wird eine gewisse Normalisierung des Konjunkturgangs erwartet. Die Expertengruppe Konjunkturprognosen geht davon aus, dass sich 2025 die Weltwirtschaft und dabei insbesondere Europa allmählich von der Schwächephase der letzten zwei Jahre erholen. Dadurch sollten auch die Schweizer Exporte und Investitionen wieder an Dynamik gewinnen. Insgesamt prognostiziert die Expertengruppe für 2025 ein Wachstum des Sportevent-bereinigten BIP von 1,7 % (unveränderte Prognose) bei einer Inflationsrate von 1,1 % (unveränderte Prognose).

Das unterdurchschnittliche Wirtschaftswachstum widerspiegelt sich auch am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote sollte 2024 bei jahresdurchschnittlichen 2,4 % zu liegen kommen (Prognose von März: 2,3 %), gefolgt von 2,6 % im Jahresdurchschnitt 2025 (Prognose von März: 2,5 %).

Konjunkturrisiken
Die konjunkturellen Risiken dürften aktuell ausgeglichen sein.

Geopolitische Risiken bleiben insbesondere mit den bewaffneten Konflikten im Nahen Osten und in der Ukraine bestehen. Damit einhergehen könnten starke Anstiege von Rohstoffpreisen oder Transportkosten in der Schifffahrt, mit entsprechenden Rückwirkungen auf die Inflation. Unabhängig davon bleibt das Risiko bestehen, dass aufgrund hoher Kerninflationsraten die internationale Geldpolitik restriktiv bleibt, was die globale Nachfrage länger als bisher angenommen bremsen würde. Zudem könnten sich bestehende Risiken im Zusammenhang mit der globalen Verschuldung, Korrekturen an den Immobilien- und Finanzmärkten sowie Bilanzrisiken bei Finanzinstitutionen verschärfen.

Zusätzliche Risiken für die internationale Konjunktur und den Schweizer Aussenhandel ergeben sich aus der Entwicklung in Deutschland und China. Eine markantere Abschwächung der deutschen Industrie könnte die betroffenen Bereiche der Schweizer Wirtschaft stärker belasten als erwartet. Auch die chinesische Wirtschaft könnte sich, bedingt durch die Krise im Immobiliensektor, die hohe Verschuldung und die gedrückte Stimmung bei Unternehmen und Haushalten, deutlicher abkühlen als angenommen.

Andererseits ist es möglich, dass sich das Wachstum zügiger normalisiert als derzeit absehbar. Dies könnte der Fall sein, wenn die Inflation international schneller zurückgeht als erwartet, zum Beispiel bei einer raschen Entspannung der bewaffneten Konflikte. Dies würde die Kaufkraft der Haushalte erhöhen und eine raschere Lockerung der Geldpolitik ermöglichen. Dadurch würde die Nachfrage zusätzlich gestützt.

*  Weiterführende Informationen zur Prognose der Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes finden sich im beiliegenden Kapitel « Konjunkturprognose » der « Konjunkturtendenzen Sommer 2024 » sowie unter www.seco.admin.ch/konjunkturprognosen.
 


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