Alte Eisenbahnschwellen gehören nicht in den Schrebergarten
MEDIENMITTEILUNG
BUWAL warnt vor krebserregenden Stoffen in imprägnierten Eisenbahnschwellen
Alte Eisenbahnschwellen gehören nicht in den Schrebergarten
Alte Eisenbahnschwellen sind bei Hobbygärtnern beliebt als Einfassungen für
Beete und als Baumaterial. Aber sie sind nicht harmlos. Die Schwellen
wurden mit Teeröl imprägniert, das krebserzeugende Substanzen enthält.
Neue Analysen zeigen, dass das Teeröl, und damit die problematischen
Substanzen auch nach Jahren noch vorhanden ist. Es kann bei Kontakt mit
der Haut krebserzeugend wirken. Problematisch sind zum Beispiel Sitzbänke
und Tische aus alten Schwellen, weil dort direkter Hautkontakt entsteht.
Das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) will deshalb den
Verkauf der Schwellen für den privaten Gebrauch verbieten. Gleichzeitig
will das BUWAL einen Grenzwert für krebserzeugende Schadstoffe in
Holzschutzmitteln einführen.
1997 erregte ein Vorfall am Zürcher Üetliberg Aufsehen. Bei Geleisearbeiten
wurden Eisenbahnschwellen neben einem Privatgarten gelagert. Der
Gartenbesitzer meldete, dass seine Pflanzen verwelkt seien.
Das BUWAL beauftragte die eidgenössische Materialprüfungs- und
Forschungsanstalt EMPA in Dübendorf, die Umweltbelastung, welche
Bahnschwellen verursachen, die mit Teeröl imprägniert sind, abzuklären.
Die Analyse gibt Auskunft darüber, wieviel Teeröl in die Umwelt entweicht
und wieviel von der krebsgefährlichen Substanz während Jahrzehnten in den
Schwellen bleibt.
Dieser Bericht gibt Hinweise, dass das Steinkohleteeröl, mit dem die
Eisenbahnschwellen imprägniert werden, Mensch und Umwelt stärker
gefährdet, als bisher angenommen.
Krebserzeugende Stoffe bleiben lange in den Schwellen
Das Steinkohleteeröl enthält polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
(PAK). Die PAK gehören zu den wichtigsten krebserzeugenden
Umweltschadstoffen. Sie entstehen auch in Verbrennungsmotoren, Feuerungen
und beim Zigaretten rauchen. Die EMPA-Untersuchung ergab, dass eine
Eisenbahnschwelle aus Buchenholz während ihrer 25jährigen Lebensdauer von
den 15 kg Teeröl, mit denen sie imprägniert wurde, etwa einen Drittel an
die Umwelt abgibt. 10 Kilo bleiben in der Schwelle. Werden ausgediente
Eisenbahnschwellen später als Garteneinfassungen oder Sitzbänke verwendet,
sondern sie weiterhin krebserzeugende Substanzen ab. Hautkontakt muss
deshalb vermieden werden.
Keine Schwellen mehr für privaten Gebrauch
Pro Jahr wechseln die SBB etwa 125'000 Eisenbahnschwellen aus. Dazu kommen
rund 80'000 Schwellen von Privatbahnen. Bisher wurden die alten Schwellen
zu einem Grossteil an Privatpersonen weiterverkauft. Das BUWAL will die
Wiederverwertung im gefährdenden privaten Bereich in Zu-kunft verbieten.
Das BUWAL bereitet eine entsprechende Änderung der Stoffverordnung vor.
Gleichzeitig soll in der Stoffverordnung ein Grenzwert für krebserzeugende
Substanzen in Holzschutzmitteln verankert werden. Vorgesehen sind Werte
von 30 Gramm pro Kilogramm für Phenol und 50 Milligramm pro Kilogramm für
Benzo(a)pyren. Die vorgesehene Regelung entspricht ungefähr den
Vorschriften der EU.
Neue Schwellen sind umweltverträglicher
Die SBB verwenden seit 1998 nur noch Schwellen, die mit einem Teeröl
imprägniert werden, das fast geruchsfrei ist und eine wesentlich geringere
Verdunstungsneigung besitzt. Dieses Öl entspricht der westeuropäischen
Industrienorm WEI-C und enthält nur einen Zehntel der krebserzeugenden
polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). Der neu
vorgeschlagene Grenzwert wird nicht überschritten. Da eine
Eisenbahnschwelle eine Lebensdauer von etwa 25 Jahren hat, werden bis ins
Jahr 2023 aber noch die umweltgefährdenden Schwellen des alten Typs
anfallen.
Auch die neuen, weniger umweltbelastenden Bahnschwellen dürfen neu nur noch
für Lawinenverbauungen, Zäune und ähnliches reserviert werden.
Das BUWAL bereitet eine entsprechende Änderung der Stoffverordnung vor.
Dazu wird eine Vernehmlassung durchgeführt. Auch die SBB können zu diesem
Vorschlag Stellung nehmen.
Wie gefährlich sind alte Schwellen?
Das Steinkohleteeröl, mit dem die Eisenbahnschwellen imprägniert werden,
enthält polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Bei
regelmässigem Hautkontakt können diese Stoffe Krebs erzeugen. Das Einatmen
sollte ebenfalls vermieden werden. Gefährdet sind vor allem Personen, die
mit diesem Holzschutzmittel arbeiten.
Alte Eisenbahnschwellen sind nicht geeignet für Innenräume, Gartenhäuser,
Sitz-gelegenheiten, Tische oder auf Kinderspielplätzen. Alte Schwellen
sollen nicht selbst zersägt oder privat verbrannt werden. Wenn Sie alte
Schwellen loswerden wollen, erkundigen Sie sich beim Gartenbauer, der sie
geliefert hat, oder bei der Kehrichtverbrennungsanlage.
Bern, 10. Mai 2000
BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT
Beilage: EMPA-Bericht
Auskünfte BUWAL:
Georg Karlaganis, Chef der Abteilung Stoffe, Boden und Biotechnologie, Tel.
079 415 99 62
Anna Wälty, Sektion Umweltgefährdende Produkte, Abteilung Stoffe, Boden und
Biotechnologie, Tel. 031 323 13 17
Kommunikation, Tel. 031 323 09 85
Auskünfte EMPA:
Martin Kohler, Sektion Organische Chemie, für Fragen zur chemischen
Analyse, Tel. 01 823 43 34
Tina Künniger, Sektion Holz, für Fragen zur Altholzverwendung, Tel. 01 823
44 37