Erfolgskontrolle in der Energiepolitik: Weitere Energie 2000-Ergebnisse veröffentlicht
MITTEILUNG AN DIE FACHPRESSE Erfolgskontrolle in der Energiepolitik: Weitere Energie
2000-Ergebnisse veröffentlichtDas Bundesamt für Energie (BFE) lässt die Wirkungen
energiepolitischer Massnahmen des Aktionsprogramms Energie 2000 regelmässig durch
unabhängige Institute überprüfen. Die Untersuchungen helfen, Stärken und Schwächen
auszuleuchten, bei allen Beteiligten Lernprozesse auszulösen und den Einsatz der
vorhandenen Mittel zu optimieren. Das BFE veröffentlicht vier weitere solche Untersuchungen.
Das Energiegesetz schreibt - wie zuvor schon der Energienutzungsbeschluss - die
Erfolgskontrolle zwingend vor. Bisher sind 48 Untersuchungen zur Wirksamkeit energiepolitischer
Massnahmen und Aktionen durchgeführt worden, die zu zahlreichen Verbesserungen geführt
haben. 1996 wurde ein erster Synthesebericht zu den Evaluationsergebnissen von Energie
2000 veröffentlicht. Auch die vier heute veröffentlichten Evaluationen sollen die
Ergebnisse für Aussenstehende transparent machen, Lernprozesse auslösen und zur
energiepolitischen Diskussion beitragen. Sie betreffen- die Strategie und die Produkte
des Ressorts Gewerbe - die Betriebsoptimierung haustechnischer Anlagen- die Organisationsstruktur
und die Leitung des Programms Energie 2000 und- Marktbeeinflussungen durch das Programm
Energie 2000Die Untersuchungen können unter Angabe der Bestellnummer und Beilage
einer Rückantwort-Etikette bei BBL/EDMZ, 3003 Bern, bestellt werden. Medienschaffende
können die Berichte direkt beim Bundesamt für Energie, Tel. 031/322 56 33 beziehen.Bern,
13. August 1999Bundesamt für EnergieAuskunft:Martin Renggli, Chef des Dienstes Energiepolitik,
BFE, Tel. 031 322 56 33Beilage: Beschreibung der vier neuen Evaluationen des Programms
Energie 2000Beschreibung von vier neuen Evaluationen des Programms Energie 2000Die
Publikationen sind in deutscher Sprache erschienen. Sie enthalten eine französische
Zusammenfassung.Evaluation der Strategie und Produkte des Ressorts Gewerbe von Energie
2000Frohmut W. Gerheuser, Büro für Politikberatung und Sozialforschung, BruggVertrieb:
BBL/EDMZ, 3003 Bern, Bestell-Nr. 805.514 dDie bisherigen Arbeiten des Ressorts haben
gezeigt, dass im Gewerbe relativ grosse Energieeinsparungen (bis 30%) möglich sind,
die sich zudem häufig mit einfachen Mitteln erreichen lassen. Die Bereitschaft dazu
beschränkt sich allerdings noch auf einen engen Kreis kostenbewusster und engagierter
Betriebe. Insbesondere die Breitenwirkung, aber auch die Effizienz der Beratungsleistungen
und ihre Wirksamkeit können und müssen noch gesteigert werden. Die meisten Gewerbebetriebe
brauchen Anstösse von aussen und sind auf die spezialisierten Kenntnisse und die
breiten Erfahrungen von Ingenieuren angewiesen.Der Energie Check-up ist eine Kurzberatung
im Betrieb von etwa zweistündiger Dauer. Er hat sich unter den Produkten des Ressorts
mit Abstand als am wirkungsvollsten erwiesen. Damit ist nicht nur die bei weitem
grösste Zahl von Betrieben erreicht worden. Gemessen an der Zahl und Breite der
vorgeschlagenen Massnahmen hat er auch die grösste Tiefenwirkung. Die Autoren empfehlen,
die Ressortprodukte um einen erweiterten Check-up zu ergänzen, der auch längerfristig
wirksame Massnahmen einbezieht. Das Produkt "Energiesparwoche" erreicht zwar eine
ähnliche Wirksamkeit, aber ihr Kundenkreis ist viel enger. Das Energiesparpaket
"Zufrieden oder Geld zurück" hat rasch Anklang gefunden. Doch auch sein Kundenkreis
ist beschränkt; zudem hat es noch "Kinderkrankheiten", die auszumerzen sind.Die
Ingenieur-Berater des Ressorts schätzen, dass je nach Branche 10% bis 30% der Betriebe
potenziell lohnende und energie-sparwillige Kunden sind. Bislang ist nur im Gastgewerbe
dieses Kundenpotenzial in Ansätzen ausgeschöpft worden; in den anderen Branchen
steht man immer noch am Anfang, mit Ausnahme der Untergruppe Sägereien (ohne Berücksichtigung
der gesondert betreuten Käsereien und einer Detailhandelskette).Energie 2000: Betriebsoptimierung
haustechnischer AnlagenBHP, Beratung für Wissenschaft und Politik, Zürich Vertrieb:
BBL/EDMZ, 3003 Bern, Bestell-Nr. 805.513 dDas Energie 2000-Projekt "Betriebsoptimierung
haustechnischer Anlagen" will zu einem energetisch optimierten Betrieb von Heizungs-,
Lüftungs- und Klimaanlagen beitragen. Seine Mittel sind Information, Beratung, Ausbildung
und Motivation. Die Autoren hatten drei der angebotenen Produkte einer Erfolgskontrolle
zu unterziehen. Sie alle werden von den Adressaten grundsätzlich positiv beurteilt.
Die Hauswartkurse führen zu nachweisbaren Energieeinsparungen: Nach einem halbtägigen
Kurs sind die Teilnehmer befähigt und motiviert, ihren Heizenergieverbrauch um durchschnittlich
fünf Prozent zu senken. Die Autoren empfehlen eine Überprüfung des Vermarktungskonzeptes.Heizungs-Check-Ups
führen dank Sofortmassnahmen und nachfolgenden Optimierungen oft zu Energieeinsparungen.
Zusätzlich zu den bisherigen lokalen und regionalen Anbietern von Check-Ups sollten
nun auch grosse Heizungsfirmen als Anbieter gewonnen werden. Nach Ansicht der Autoren
sollte überprüft werden, wie die weitere Zusammenarbeit mit den als Check-Up-Beauftragten
eingesetzten Feuerungskontrolleuren gestaltet werden soll, ev. mit einer zusätzlichen
verkaufsorientierten Schulung.Die Empfehlungen für Heizungsregelungsgeräte sind
in zwei ETH-Studien enthalten, die 15 namhaften Anbietern zur Verfügung gestellt
wurden. Die Empfehlungen sind teilweise in die Neugestaltung von Bedienungsanleitungen
geflossen. Der grösste schweizerische Hersteller solcher Geräte hat die Gestaltung
der Benutzeroberfläche seiner Heizungsregelungsgeräte entsprechend angepasst.Beurteilung
der Organisationsstruktur und Leitung des Programms Energie 2000Mundi Consulting
AG, BernVertrieb: Bundesamt für Energie, 3003 Bern, Tel. 031 322 56 33Das Aktionsprogramm
Energie 2000 hat sich nach Ansicht der Autoren grundsätzlich bewährt. Die Stossrichtung
soll mit einem Anschlussprogramm weiterverfolgt werden. Ebenso sollen die Freiwilligkeit
des Programms und die Ausrichtung auf definierte Zielmärkte fortgesetzt werden.
Als Hauptproblempunkt erscheint den Autoren die Parallelstruktur innerhalb des BFE.
Die Projektstruktur sollte im Hinblick auf das Programm nach 2000 insgesamt vereinfacht
und regional besser verankert werden. Freiwillige Massnahmen und Fördermassnahmen
müssen besser integriert werden. Kritisiert werden die zu geringe Verbindlichkeit
der freiwilligen Massnahmen, die fehlende Durchschlagskraft der Kommunikation und
die zum Teil unbefriedigende Verankerung und Abgrenzung von Energie 2000 in den
Märkten. Enthalten ist eine Stellungnahme des BFE. Nach Auffassung des Bundesamtes
sind die Stärken und Schwächen der Leitung und der Strukturen von Energie 2000 im
vorliegenden Bericht adäquat dargestellt. Die neuen Strukturen des Nachfolgeprogramms
bieten die Chance, die auch der Programmleitung von Energie 2000 bekannten Mängel
zu beseitigen. Insbesondere sollen durch die Bildung einer Abteilung "Programme"
im BFE Parallelstrukturen behoben und eindeutige Ansprechstellen für die Marktpartner
geschaffen werden. Eine verbesserte Corporate Identity und eine stringentere Labelstrategie
werden zurzeit erarbeitet.Marktbeeinflussung durch das Programm Energie 2000Prof.
Dr. iur. Rolf H. Weber, Universität Zürich, und Dr. oec. publ. Jürg de Spindler,
ZürichVertrieb: BBL/EDMZ, 3003 Bern, Bestell-Nr. 805.512 dDie Autoren haben untersucht,
inwieweit das Programm Energie 2000 den Markt beeinflusst und die von staatlichen
Förderungsprogrammen stets zu beachtenden Regeln zur Einhaltung der marktwirtschaftlichen
Grundsätze respektiert. Gezielt ausgesuchte Fallbeispiele werden in einem ersten
Schritt mit Hilfe des allgemeinen Marktmodells analysiert und hernach auf der Basis
theoretischer ökonomischer und rechtlicher Kriterien beurteilt. Zu diesen gehören
die Wirkung und die Bedeutung der Massnahmen sowie formelle Aspekte des Verwaltungs-handelns
bzw. der Auftragsvergabe.In den untersuchten Fallbeispielen zeigt sich, dass trotz
einzelner ökomomischer und rechtlicher Grundsatzprobleme die Marktbeeinflussung
durch die persuasiven Massnahmen insgesamt nicht sehr gravierend ist. Lediglich
punktuell lassen sich kritische Aspekte feststellen, z.B. bei finanziell geförderten
Beratungsleistungen, die zu Folgeaufträgen führen können.Zu den grundsätzlichen
Folgerungen, die für die Entwicklung eines Nachfolgeprogramms von Energie 2000 als
Orientierungsrahmen zu dienen vermögen, gehört die Empfehlung, tendenziell stärker
nachfrage- und weniger angebotsseitige Massnahmen vorzusehen. Weiter stellen die
Autoren in rechtlicher Hinsicht fest, dass dem Transparenzgebot und einer konsistenteren
Prioritätenordnung bei der Auftragsvergabe mehr Beachtung verliehen werden sollte.
Die energiepolitischen Massnahmen erweisen sich gemäss den Erkenntnissen der Untersuchung
gesamtwirtschaftlich als umso wirksamer und nachhaltiger, je mehr sie auf die Marktkräfte
und die Anreizstrukturen von Akteuren (Konsumenten, Produzenten, Programmteilnehmer,
Interessengruppen usw.) ausgerichtet sind. Ideell motiviertes Verhalten von Personen
im Energiesparmarkt hingegen ist als Grundlage für energiepolitische Massnahmen
unzureichend.In seiner Stellungnahme zur Untersuchung erklärt sich das BFE einverstanden
mit dem Vorschlag, die Nachfrageseite stärker als die Angebotsseite zu fördern.
Mit den verschiedenen, gegenwärtig diskutierten Vorschlägen für eine Energieabgabe
sei das Parlament bereits in diesem Sinne tätig. Dabei müsse beachtet werden, dass
die nachfrageseitigen Massnahmen vor allem über den Preis wirken. Würden die externen
Kosten genügend stark über den Preis internalisiert, wäre eine annähernde Verdoppelung
der heutigen Energiepreise die Folge, was sicherlich politisch nicht kurzfristig
realisierbar sei. Das jährliche Budget von Energie 2000 beträgt gut 50 Mio. Fr.
oder 2,5 Promille des Energiemarktvolumens. Damit seien nur gezielte Anstösse möglich.
Grössere Marktver-zerrungen seien ausgeschlossen, da nur Anlagen gefördert werden,
die sich im Grenzbereich zwischen Wirtschaftlichkeit und Unwirtschaftlichkeit bewegen.
Das BFE ist ebenfalls einverstanden mit der Forderung der Autoren nach mehr Transparenz
und klareren Richtlinien bei der Offerteinholung und der Vergabe von Mandaten. Zu
berücksichtigen ist im Übrigen, dass die im Energieartikel der Bundesverfassung
und im Energiegesetz festgelegten Ziele und Massnahmen die rechtlichen Grundlagen
und einen Auftrag zur Marktbeeinflussung enthalten.